1931 - 1981

Wer könnte besser über die Gründung des Vereins und seinen Werdegang bis zu seinem 40. Geburtstag berichten, als Herr August Haas dies in seiner Chronik zum 40 - jährigen Jubiläum getan hat.

Unter schweren Geburtswehen erblickte im Jahr 1931 der SV Neckargerach das Licht der Welt.

Im Gasthaus „ Zum Engel “ fand die damalige Gründungsversammlung statt, die den Ehrenvorstand des Vereins, Herrn August Haas, zu ihrem 1. Vorsitzenden und Herrn Alfons Lauber zu ihrem 2. Vorsitzenden wählte. Das erste Spiel des „ Fußball - Babys “ fand an Ostern 1931 gegen den SV Affaltrach unter großer Anteilnahme der gesamten Dorfgemeinschaft statt. Gespielt wurde auf den provisorisch hergerichteten „ Hornungswiese “

Die erste Mannschaft nach ihrem zweiten Spiel am 26. April 1931

Die Sportplatzfrage war ein Problem und die damalige Vereinsleitung hatte große Schwierigkeiten, von der Gemeindeverwaltung ein entsprechendes Gelände zur Verfügung gestellt zu bekommen. Zunächst wurde man auf den Reichenbuch näher als Neckargerach gelegenen „ Eisenbusch “ verwiesen, um hier seine Spiele auszutragen. Dies wurde jedoch von der Vereinsleitung abgelehnt.

Ein zweites Gesuch an die Gemeindeverwaltung hatte insoweit Erfolg, als dem jungen SV Neckargerach die „ Farrenwiese “ als Sportplatz zur Verfügung gestellt werden konnte. Durch vorbildliche Zusammenarbeit der Mitglieder und der gesamten Dorfjugend wurde dieses Wiesengelände als Sportplatz hergerichtet, wobei oft bis spät in die Nacht hinein gearbeitet wurde. Eine Gruppe von Erwerbslosen konnte die letzten Feinarbeiten und die Umzäunung herstellen und zum ersten Sportfest im Jahre 1932 konnte der SV Neckargerach seinen ersten „richtigen Sportplatz“ einweihen und in Betrieb nehmen.

Daran anschließend kam es nun endlich zu einem geregelten Spielbetrieb, der jedoch 1939 bei Kriegsausbruch durch die hohen Opfer, die auch unser Verein zu beklagen hatte, wieder eingestellt werden musste.

Erst 1946 nach Kriegsende, konnte die sportbegeisterte Jugend den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Im Zusammenhang mit den Kriegswirren kamen einige überdurchschnittliche Spieler nach Neckargerach. Durch die hierdurch gewonnene Spielstärke konnte zur Freude der gesamten Dorfgemeinschaft die A-Klasse-Meisterschaft errungen werden.

Hintere Reihe von links: G. Hack, O. Schumacher, E. Beck, F. Beck, W. Klier, J. Hansmann; mittlere Reihe von links: A. Holdermann, F. Gramlich, H. Brauch, vordere Reihe von links: R. Dorst, K. Raule, E. Schnörr.

Der Aufstieg in die Amateurliga brachte auf Grund der nun großen Entfernungen zu den Gegnern einige Probleme mit sich. Mit Lkws aus Heeresbeständen, so genannte „ Holzvergaser “ wurden an Sonntagen schon im Morgengrauen die Fahrten nach z.B. Wertheim, Buchen, Walldürn angetreten. Nicht selten kam es vor, dass unterwegs dem Holzvergaser das Feuer ausgegangen war und das neuerliche Anheizen zu gelegentlichen Fahrtunterbrechungen führte. So kam es, dass man nach den Spielen erst zu später Nachtstunde wieder in Neckargerach eintraf. Durch diese Beschwerlichen Zustände wird offenbar, dass die in den früheren Nachkriegsjahren tätigen Vorstände, die Herren Fritz Schramm, Georg Hack, August Haas, um ihr Amt nicht zu beneiden waren. Nur durch das große Beharrungsvermögen dieser selbstlosen Männer konnte der Bestand des SV Neckargerach garantiert werden.

In den letzten 17 Jahren war es Herr Josef Tomasetti, der dem Verein Als Vorstand neue Impulse geben konnte. In guter Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung Neckargerach wurde vor allem durch den Ausbau der Bundesstraße die Verlegung des alten Sportplatzes und der Bau eines neuen, am Ufer des Neckars gelegenen Sportplatzes vorangetrieben. Durch die hohe Eigenleistungen der aktiven und passiven Mitglieder konnte im Jahre 1969 ein neues Sportheim der Jugend übergeben werden. Leider wird die im Hochwasserbereich des Neckars befindliche Anlage von Jahr zu Jahr durch Hochwassereinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen.

Ein häufiger, aber ungebetener Gast beim SVN.

So ist die Gemeindeverwaltung Neckargerach und der Sportverein selbst immer wieder gezwungen, hohe Kosten in die Instandsetzung der Platzanlage zu investieren. So war auch der Bau eines nicht in unmittelbaren Hochwasserbereich befindlichen Ausweichsportplatzes nicht mehr zu umgehen. Mit großer Freude und Dankbarkeit wird die Sportjugend des SVN im Jubiläumsjahr auch dieses neue Gelände für den Spielbetrieb zur Verfügung gestellt bekommen.

Nun sind 40 Jahre vergangen und ein kleiner Kreis alter Kameraden, die den Verein mitbegründet und mitgetragen haben, die mit ihrer immerwährenden Vereinstreue der Jugend Vorbild sind, darf sich auf dieses Jubiläum und diesen Ehrentag besonders freuen.

Soweit der unvergessene Ehrenvorstand August Haas.

Nachzutragen bleibt noch, dass in der Amtszeit von Vorstand Josef Tomasetti der 1. Mannschaft des SVN der Aufstieg von der B-Klasse in die A-Klasse nach einem spannenden Entscheidungsspiel gegen den SV Dallau gelang. Außerdem wurde in dieser Zeit unter Federführung von Franz Gampe und Willi Gumbel eine Reservemannschaft gegründet, sie wurde in diesen Jahren Staffel- und Kreismeister.

1. Mannschaft 1960: v.l.n.r.: hinten: M. Marinaro, J. Tomasetti, G. Guida, H. Gröhl, R. Storck; vorne: Grosskinski, B. Schnörr, H. Lauber, R. Ulses, A. Eich, A. Kremser

Die Mannschaft die 1965 den Aufstieg schaffte v.l.n.r.: stehend: B. Schnörr, P. Kirchesch, K. Sauermann, R. Moraw, R. Baber, A. Guida; kniend: A. Baber, H. Buck, R. Gröhl, H. Lauber, H. Schleidt.

Staffelmeister der Reserve: v.l.n.r.: stehend: W. Moraw, K. Bähr, K. Sauermann, W. Gumbel, W. Wesch; kniend: N. Michalske, W. Weber, P. Schäfer, R. Ulses, F. Gampe, R. Breiner.

Kreismeister der Reserve: v.l.n.r.: A. Kremser, K. Bähr, W. Moraw, P. Gumbel, R. Moraw, W. Schnörr; kniend: P. Schäfer, N. Michalske, A. Schnörr, R. Breiner, H. Gröhl

Dem heutigen Chronisten bleibt nur noch vorbehalten, über die letzten 10 Jahren der Vereinsgeschichte zu berichten. Einer Vereinsgeschichte, die jedoch einer völlig neuen Entwicklung des früheren Dorfvereins mit sich brachte. Als am 30. März 1971 Joachim Tomasetti seinen Vater Josef Tomasetti im Amt des 1. Vorsitzenden ablöste, begann sich eine Entwicklung abzuzeichnen, die den SV Neckargerach bis weit über die nähere Umgebung hinaus bekannt werden ließ. Eine Entwicklung aber auch, die es mit sich brachte, dass nach und nach immer mehr Spieler aus der näheren und weiteren Umgebung verpflichtet werden musste, um den einmal gewonnenen Standard zu erhalten und zu verbessern.

Hintere Reihe von links: Spielausschussvorsitzender A. Eich, A. Guida, M. Hammerer, P. Gumbel, R. Schilling, W. Weckbach, P. Kirchesch, G. Gröhl, K. Weckbach, R. Moraw, W. Hack, H. Haas, W. Ulrich, Trainer: K. Beckfeld, 1. Vorsitzender: J. Tomasetti, Staffelleiter: K. Kehl,; vordere Reihe von links: K. Haas, K.-P. Keller, A. Frießling, R. Gröhl, M. Brauch, R. Riedinger, H. Schleidt.

Nachdem sich der SV Neckargerach am 2.5.1971 mit einem knappen 0:1 - Sieg in Sattelbach gerade noch vor dem Abstieg aus der A-Klasse retten konnte, begann im folgenden Jahr eine stete Aufwärtsentwicklung. Bereits am 23.4.1972 wurde der SV Neckargerach Meister der A-Klasse und schaffte den Aufstieg in die 2. Amateurliga. Im selben Jahr erfuhr der Ehrenvorsitzende des SV Neckargerach, Josef Tomasetti, eine besondere Ehrung.

Im wurde die silberne Ehrennadel des Badischen Fußballverbandes für seine Verdienste um den Fußballsport in Neckargerach überreicht.

Nachdem die Saison 1972/73 mit einem 6. und die Saison 1973/74 mit einem 3. Tabellenplatz abgeschlossen wurde, brachte das Spieljahr 1974/75 den bis dahin größten Erfolg in der Vereinsgeschichte auf sportlichem Sektor. Nur einmal hatte der SV Neckargerach in diesem Jahr die Tabelle angeführt und dies gerade im letzten Spiel mit einem 8:2 - Sieg über den SV Seckach. Die Meisterschaft war perfekt, der Aufstieg in die 1. Amateurliga Nordbaden war geschafft.

Hintere Reihe von links: 1. Vorsitzender J. Tomasetti, K. Beckfeld, W. Geörge, H. Haas, A. Frießling, R. Schilling, M. Hammerer, St. Groß, W. Tautz, Trainer: F. Gläser; vordere Reihe von links: E. Brauch, H. Ihrig, H. Schäfer, G. Schäfer, M. Hügel

Doch dieser Triumph brachte dem SV Neckargerach nicht nur Freude. Sorge vor allem bereitete der Rasen des Hauptplatzes und die geringe Zuschauerkapazität. Auch hier wussten die Verantwortlichen des SV Neckargerach mit ihrem tatkräftigen Vorsitzenden Joachim Tomasetti zu helfen. Mit Unterstützung der Gemeinde Neckargerach und Bürgermeister Peter Kirchesch wurde das Hauptspielfeld mit Fertigrasen und Stehtribünen versehen.

Die Kosten für diese Maßnahmen wurden damals mit ca. DM 150.000,- beziffert. Die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung des SV Neckargerach waren geschaffen.

Am Mittwoch, den 30.6.1976 besiegte der SVN mit 2:1 den hoch favorisierten VfR Mannheim und wurde vor 700 Zuschauern in Sinsheim Nordbadischer Pokalsieger.

Hintere Reihe von links: H. Weber, A. Frießling, St. Groß, R. Lippert, M. Hammerer, P. Kirchesch, W. Tautz, A. Kolbe, K. Beckfeld; vordere Reihe von links: M. Hügel, A. Veith, K. Hrynda, F. Guida, G. Schäfer.

Weitere Höhepunkte im Jahr 1976 waren die beiden Spiele um den DFB - Vereinspokal. Der Gegner im ersten Spiel war der SSV Ulm 46, der in Neckargerach anzutreten hatte. Vor zahlreichen Zuschauern wurde der SSV Ulm klar besiegt. Der SV Neckargerach war eine Runde weiter und erhoffte sich bei der nächsten Auslosung einen Gegner aus dem bezahlten Fußball. Dieser Wunsch ging auch in Erfüllung, denn mit dem FK Pirmasens wurde als Gegner eine Mannschaft der zweiten Bundsliga ausgelost. In einem mitreißenden Spiel, bei dem die sehr vielen Zuschauer begeistert mitgingen, unterlag der SV Neckargerach nach hartem Kampf knapp der Profimannschaft aus Pirmasens. Zu diesem Zeitpunkt konnte man bereits erkennen, dass mit diesem SVN in der laufenden Meisterschaftsrunde zu rechnen war.

Auf dem Bild: K. Hrynda in Aktion!

Über 6000 Zuschauer gaben dem entscheidenden Heimspiel gegen den VfR Mannheim eine für Neckargerach einmalige Zuschauerkulisse.

Die Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn die Mannschaft steuerte unbeirrt auf die Erringung der Meisterschaft zu. Die härtesten Verfolger im Kampf um die Meisterschaft waren der SV Sandhausen und der VfR Mannheim. Gegen Sandhausen wurde sowohl daheim als auch beim Gegner ein Unentschieden erreicht. Der VfR - Mannheim wurde in beiden Spielen entscheidend geschlagen. Somit war der

Grundstein für die Meisterschaft gelegt. Ein stolzer Erfolg für den SVN, die Gemeinde Neckargerach und den Odenwaldkreis. In die Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga ging man mit gedämpften Optimismus. Am Ende der Aufstiegsrunde teilte man sich mit dem SSV Ulm den letzten Platz. Ein kleines Abenteuer war beendet und der Verein um einige Erfahrungen reicher.

Eintrittskarte zum Aufstiegsspiel gegen den SSV Reutlingen am 28.5.1977

Hintere Reihe von links: H. Griesbeck, F. Guida, G. Schäfer, M. Hammerer, P. Gutzeit, H. Röhrig, S. Sommnitz; mittlere Reihe von links: Trainer: R. Fanz, P. Pfeifer, W. Tautz, R. Willaredt, P. Baumgart, Masseur: K. Nesper; vordere Reihe von links: St. Groß, K. Hrynda, Häusele, W. Geörge.

In der Saison 1979/80 ging es für den SV Neckargerach um die Qualifikation für die neu geschaffene Amateuroberliga.

Erst im letzten Spiel dieser Saison erreichte der SVN nach einem äußerst spannenden Spiel in Schwetzingen mit einem 2:3 - Sieg den fünften Tabellenplatz und konnte sich auf das Novum Amateuroberliga vorbereiten. Doch dieses Jahr in der höchsten Amateurklasse endete recht unglücklich, eine hauchdünne Tordifferenz führte den SVN wieder in die Verbandsliga zurück. Der geplante Wiederaufstieg gelang fast reibungslos und ein neues Oberligajahr für den SV Neckargerach begann. Doch auch dieses Jahr endete recht bitter für den SVN. Nach wiederum einjähriger Zugehörigkeit zur höchsten deutschen Amateurklasse besiegelte eine herbe und unnötige 1:2 - Niederlage im letzten Spiel der Saison ausgerechnet im Jubiläumsjahr den Abstieg in die Verbandsliga.

Nicht allein die erste Mannschaft des SVN hatte in den letzten 10 Jahren Erfolge zu verbuchen. Zu Meisterehren kamen in wechselnder Folge fast alle Jugendmannschaften sowie die Reservemannschaft. Besonders tragisch das Schicksal der 1 B, die in der Saison 1978/79 zwar Meister der C-Klasse wurde, durch den Abstieg der 1. Mannschaft jedoch nicht aufsteigen konnte. Ohne Verlustpunkte wurde diese Mannschaft in der letzten Saison wieder Meister der C-Klasse.

Hintere Reihe von links: Co-Trainer H. Röhrig, Betreuer: A. Guida, K. Springer, R. Peter, W. Waldenberger, J. Wörsching, K. Merz, R. Keller, Staffelleiter Ludäscher, 1. Vorsitzender J. Tomasetti; vordere Reihe von links: A. Kolbe, J. Keller, K. Borchert, K.-D. Schölch, M. Tröndle, J. Fischer

Um ihr ein zweites mal die Enttäuschung eines Nichtaufstieges zu ersparen und um für die weitere Zukunft eine soliden Unterbau für die 1. Mannschaft zu schaffen, wird die Vereinsführung versuchen, die entsprechenden Maßnahmen in die Wege zu leiten.

Zu Meisterehren kamen im Einzelnen:

E - Jugend: 1975/76 Hallenkreismeister 1976/77 Staffelmeister 1979/80 Kreismeister ( Halle und Feld )

C - Jugend: 1979/80 Kreismeister

B - Jugend: 1978/79 Kreispokalsieger

A - Jugend: 1964/65 Staffelmeister 1970/71 Kreismeister 2. Mannschaft: 1976/77 Meister der II. Amateurliga 1977/78 Meister der II. Amateurliga 1979/80 Meister der II. Amateurliga

Die AH - Mannschaft errang ihren größten Erfolg bei einem internationalen AH - Turnier in Epalinges bei Lausanne in der Schweiz im Jahre 1975. Nach einem packenden Elfmeterduell wurde sie Turniersieger.

Auch die seit wenigen Jahren zum SVN gehörende Tischtennisabteilung sei hier nicht vergessen. Sie wurde mit ihrer 1. Mannschaft in der Saison 1980/81 ungeschlagen Meister der C - II - Klasse.

Abschließend sei nicht verschwiegen, dass die vergangenen Jahre dem SV Neckargerach nicht nur Erfolg und somit Freude bescherten. Hinter all diesen Erfolgen stehen ein hohes Maß an Arbeit und Sorgen. Für Joachim Tomasetti und seine Vorstandskollegen war es nicht immer leicht, das Vereinsschiff auf dem rechten Kurs zu halten. Rückschläge und Missstimmungen mussten weggesteckt werden, um dem SV Neckargerach all das zu erhalten, was er heute ist - ein kleiner Dorfverein, der weit über die üblichen Grenzen bekannt und geachtet ist - ein Verein aber auch, in dem die sportbegeisterte Jugend auch in Zukunft Gelegenheit haben wird, ihren Sport auszuüben.

Adolf Eich, Pressewart